7 Gedanken nach 500 Tagen Selbstständigkeit

Gerade zum Zeitpunkt der höchsten Arbeitslosigkeit seit dem Ende des zweiten Weltkriegs arbeitslos zu werden, war nicht mein Wunschtraum. Trotzdem war am Ende meiner Karenzzeit 2013 für mich die Kündigung meines Managerjobs der einzig akzeptable Weg, anstatt in die Firma zurückzukehren.

Etwas planlos ging ich zum AMS und meldete mich arbeitssuchend. Dort sagte man mir sofort, dass ich einen Kurs besuchen müsse, und ich sah mich praktisch schon, den „Computerführerschein“ machen. Weit gefehlt! Ich bekam fünf Wochen großartiger Beratung, Einsichten am laufenden Band und VIEL Coaching. Und bereits nach 30 Minuten Einzelcoaching war eines klar: Mein nächster Chef werde ich selbst sein.

Den Rest des Jahres verbrachte ich damit, mich auf verschiedenen Ebenen auf die Selbstständigkeit vorzubereiten, und am 1.1.2014 war meine eigene Firma Realität. Aufregend! Ich begab mich auf völlig neues Terrain, und ich freute mich sehr darauf, während ich Zweifel, Ängste und negative Gedanken quasi verdrängte. Es stellte sich heraus, dass ich sehr gut vorbereitet war, und alles verlief super. Ich schaue heute nach 500 Tagen zurück und ziehe meine persönliche Bilanz, und möchte dabei ein paar Punkte festhalten. In erster Linie als „notes to self“, aber da es den einen oder anderen Gründungswilligen sicher auch noch von Hilfe sein kann, mache ich es hier öffentlich:

1) Formuliere deine Ziele
Und zwar so, dass sie SMART sind: spezifisch, messbar, a(ttra)ktiv, realistisch und termingebunden. Was GENAU will ich heuer erreichen? Das kann zum Beispiel Gewinn, Umsatz, Anzahl Kunden, Anzahl abgeschlossene Projekte oder Anzahl verrechnete Stunden sein. Formuliere sie so deutlich, dass sie dir selbst so klar und vertraut sind, dass du sie immer im Kopf hast. Es geht hier nicht darum, wie du dorthin kommst, sondern wohin du willst.

2) Formuliere deine Leistung
Ich bekomme ständig diese beiden Fragen gestellt: „Wie läuft’s?“ und „Sag, was genau machst du eigentlich noch mal …?“. Auf die erste Frage kannst du hoffentlich immer „Gut!“ antworten, auf die zweite musst du ohne zu zögern in ganzen, sinnvollen Sätzen jedem jederzeit erklären können, was du eigentlich machst. Übe das zu Hause vor dem Spiegel. Wenn du nicht selbst verstehst, welche Leistung du anbietest, wie soll es ein potentieller Kunde tun?

3) Beschäftige dich mit deinen Zahlen
Egal ob du viele kleinere Transaktionen oder wenige größere hast: Behalte deine Einnahmen und Ausgaben im Auge. Ob monatlich oder vierteljährlich, setz dich für eine Stunde oder drei hin und ordne deine Rechnungen, schreib alles auf, was noch kommen wird, und schau dir den Saldo an. Und denk an deine Ziele (siehe Punkt 1). Im Dezember wirst du dafür weder Zeit noch Lust haben, und es wird unter Umständen zu spät sein, steuertechnisch noch etwas zu optimieren.

4) Nutze deine Kontakte
Erzähl deinen Freunden, Familie und Bekannten von deiner Selbstständigkeit (siehe hierzu wieder Punkt 2) und von deinen Erfolgen. Immer und immer wieder. Sie denken mit Sicherheit – leider! – nicht immer an dich und dein Angebot. Wenn du sie aber im Rahmen eurer „normalen“ Gespräche daran erinnern kannst, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie als erstes an dich denken, wenn sie von jemandem hören, der genau deine Leistung braucht. Oder dass jemand mithört: eine Kundin habe ich deswegen gewonnen, weil sie zufällig am Nachbartisch im Café zugehört hat, wie ich einer Bekannten begeistert von einem meiner Webprojekte erzählt habe.

5) Nutze die Angebote
Verschiedene Institutionen bieten unglaublich viele tolle Angebote für Unternehmer und solche, die es werden wollen, an: Vorträge, Kurse, Workshops, Diskussionsrunden, Infoabende, Networkingveranstaltungen und Netzwerke aller Art. Vieles davon ist völlig kostenlos oder durch diverse Förderungen verbilligt! Neben den Informationen, die man sich dabei aneignet, ist meines Erachtens das Beste daran, dass man auf diese Weise sehr viele interessante Leute kennenlernt, mit denen man Erfahrungen austauschen kann, von denen man lernen kann und die natürlich potentielle Geschäftspartner oder Kunden werden können.

6) Es wird Lehrgeld geben
Und zwar von der Sorte, die du zahlst. Das ist so. Das ist auch ok so, denn du bekommst etwas dafür. Nimm diese Lehre mit – du hast sie bezahlt, also gehört sie dir. Verwende sie positiv. Bleib nicht an Sachen hängen, die dich bremsen und zweifeln lassen. Schließ damit ab, schau nach vorne (deine Ziele sind noch da, weißt du noch?) und mach weiter.

7) Hab Spaß damit!
Was du tust, sollte dir Freude machen. Erstens machst du es sonst nicht gut, zweitens ist das Leben zu kurz, um sich auf Dauer über seine Arbeit zu ärgern. Natürlich gibt es auch Momente, auf die man lieber verzichtet hätte, aber im Großen und Ganzen muss das Herz dabei sein, sonst lässt man es lieber bleiben. Und Erfolge gehören gefeiert – immer! So kannst du dir immer wieder selbst bestätigen, dass du auf dem richtigen Weg bist, und deiner Arbeitsleistung die angemessene Wertschätzung geben. Alles Gute dabei!

Veröffentlicht von Janne am

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